Mittwoch, 24. Oktober 2012 - 13:36 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: Asia / Asien Category/Kategorie: Allgemein, UNESCO-WelterbeLesedauer: 3Minuten
Bagan ist eine historische Königsstadt in Myanmar mit über zweitausend erhaltenen Sakralgebäuden aus Ziegelstein. Der von Tempeln bestandene Bereich erstreckt sich über ca. 36 km² in einer versteppten Landschaft und bildet eine der größten archäologischen Stätten Südostasiens. Bagan liegt in der heutigen Mandalay-Division, 155 km südwestlich der Stadt Mandalay am Ostufer des Irrawaddy, auf halbem Weg zwischen dessen Quelle und der Mündung in den indischen Ozean.
Das Königreich, dessen Herrschaftszentrum Bagan für ca. 430 Jahre war, bildete das erste vereinte Reich im heutigen Myanmar. Die frühe Geschichte Bagans ist in Einzelheiten umstritten. Bagan wurde durch seine ausgesprochen günstige Lage am Irrawaddy, an dem sich Handelswege aus China und Indien trafen, schon Mitte des 9. Jahrhunderts zum zentralen Ort Oberbirmas, wenn auch vor dem 11. Jahrhundert Thronstreitigkeiten und Dynastiewechsel noch viele Phasen der Instabilität hervorriefen. Die Stadt wurde 849 vom König mit einer Mauer umgeben. Schon zu dieser Zeit begannen sich der aus Indien kommende Tantrismus oder Vajrayana-Buddhismus und der einheimische Schlangenkult zu mischen. In der Nähe der ehemaligen Stadtmauer wurden zwei geschlossene Siedlungen indisch-bengalischer Einwanderer aus dem 9./10. Jh. ausgegraben.
Wie der Aufstieg so steht auch der Niedergang des Reiches von Bagan im Zusammenhang mit der Verknüpfung von weltlicher und geistlicher Macht. Die Kosten für Tempelbau und Unterhalt des Personals waren ein Grund für die Schwächung des Staates. Neben der Steuerfreiheit von Tempeln und Klöstern behielten ab Mitte des zwölften Jahrhunderts auch immer mehr Gouverneure in den eroberten Provinzen zu leistende Abgaben ein und entzogen dem Staat damit sein finanzielles Fundament.
So geschwächt hatten die Birmanen den aus Norden auf ihr Gebiet drängenden Thai und Mongolen kaum etwas entgegenzusetzen. König Narathihapate (reg. 1256–1287) geriet in Konflikt mit dem von den Mongolen beherrschten Yüan-China. Bevor die Armee des Mongolenfürsten Kublai Khan 1287 die Stadt einnahm, ließ der Herrscher von Bagan viele Tempel für die Errichtung einer Stadtmauer niederreißen. Mit der Flucht des Königs vor den Mongolen wurde der Mythos von Bagan als Brücke zwischen Himmel und Erde endgültig zerstört.
Das zuvor von Bagan aus regierte Reich zwischen den südlichen Ausläufern des Himalaya und dem indischen Ozean zerfiel für mehr als zwei Jahrhunderte in zahlreiche Kleinstaaten, die sich ständig gegenseitig bekämpften. Bagan konnte in den folgenden Jahrhunderten nicht an seine frühere Bedeutung als Hauptstadt anknüpfen.