Die British Library (BL) ist die Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs. Sie befindet sich in London und ist eine der bedeutendsten Forschungsbibliotheken der Welt. Sie beherbergt mit über 170 Millionen Werken den weltweit größten Medienbestand aller Bibliotheken. So verwahrt sie Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Broschüren, Tonaufnahmen, Patente, Datenbanken, Karten, Briefmarken, Kunstdrucke, Gemälde und vieles mehr. Ihre 25 Millionen Exemplare umfassende Büchersammlung wird nur noch von der US-amerikanischen Library of Congress in Washington, D.C., übertroffen. Der Bestand umfasst Werke bis zurück in die Zeit um 1600 v. Chr. Die 1973 durch Zusammenlegung der British Museum Library und einiger weiterer Bibliotheken gegründete British Library erhält ein Pflichtexemplar aller in Großbritannien, Nordirland und der Republik Irland gedruckten Bücher.
Die BL hat am Standort in St. Pancras 11 Lesesäle mit 1.200 Sitzplätzen mit jährlich etwa 400.000 Lesern. Zutritt zu den Lesesälen hat man nur mit einem Leseausweis. Rund 140.000 Menschen besitzen einen Leseausweis der BL, der für ein Jahr gültig ist. Benötigte Werke werden mit einem halbautomatischen System nach einer Maximaldauer von 48 Stunden zu den Lesern gebracht. Täglich werden etwa 3.000 Kisten mit Dokumenten über das halbautomatische System durch das Gebäude geschickt; Monatlich werden etwa 220.000 Anfragen bearbeitet. Das Transportsystem umfasst eine Länge von 1,6 km und kann die Förderbänder mit einer Geschwindigkeit von etwa 9 km/h bewegen. Die British Library besitzt das bedeutsamste Fernleihezentrum der Welt, das pro Jahr etwa 100 Millionen Aufsätze, Doktorarbeiten oder andere Materialien als Kopien in die ganze Welt verschickt. Die Bibliothek hat ganzjährig geöffnet.
Die British Library digitalisiert viele ihrer Werke. Beispielsweise sind Artikel aus rund 200 Zeitungen des 18. und 19. Jahrhunderts kostenpflichtig online abrufbar. Die BL arbeitet für ihre Digitalisierungsprojekte unter anderem mit Google zusammen, um zukünftig über 250.000 urheberrechtsfreie Bücher aus den Jahren 1700 bis 1870 einzuscannen. Sie will sich vor allem auf Werke in europäischen Sprachen konzentrieren, die bisher nicht in digitaler Form verfügbar sind. Bereits online verfügbar sind etwa die Lindisfarne Gospels, die Notizbücher von Leonardo da Vinci und ein Viertel aller altgriechischen Manuskripte der BL, darunter Schriften des Arztes Galenos und des Historikers Thukydides.
Das Hauptgebäude der British Library befindet sich in St Pancras, im London Borough of Camden, mit der Adresse 96 Euston Road. Um diesen Standort gab es eine große Diskussion, da St Pancras damals als Problemviertel galt. Trotzdem wurde dieser Ort gewählt, weil es nur hier ein verfügbares Grundstück mit guter Anbindung, bedingt durch den Bahnhof St Pancras, gab. Ursprünglich sollte das Gebäude auf dem Gelände des British Museum entstehen. Der 1964 von den Architekten Wilson und Martin begonnene Plan war aus Platzmangel allerdings nicht realisiert worden. Der 1977 genehmigte und vom Architekten Colin St. John Wilson stammende Bau sollte in drei Abschnitten erbaut werden. Durch Kürzungen im Jahre 1980 verzögerte sich die Grundsteinlegung auf 1982, die dann aber von Prinz Charles vollzogen wurde. Das Hauptproblem während des Baus war dabei das Fehlen eines verbindlichen Budgets. Ab 1988 wurden die Gelder gestaffelt gezahlt. Aus Zeit- und Kostengründen wurde lediglich ein Abschnitt realisiert, weshalb unter anderem die Magazinräume für eine vollständige Aufnahme aller Bestände nicht ausreichten. Die Baukosten des 1998 von Queen Elisabeth II. eingeweihten Baus betrugen 511 Millionen GBP, womit die Baukosten dreimal höher lagen als anfangs vermutet. Mit einer Grundfläche von 111.500 m² ist die British Library das größte öffentliche Gebäude, das im 20. Jahrhundert im Vereinigten Königreich erbaut wurde. Etwa 18 Millionen Bände stehen zur Nutzung vor Ort zur Verfügung.
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