Beyoğlu ist die Hauptstadt des gleichnamigen Kreises der türkischen Provinz İstanbul sowie ein Stadtteil auf der europäischen Seite von İstanbul. Beyoğlu hat 250.000 Einwohner. Beyoğlu ist das Zentrum des westlich geprägten Istanbul, was sich auch in den zahlreichen Gebäuden aus der Wende zum 20. Jahrhundert zeigt, die im Jugendstil oder dem des Historismus errichtet wurden, nachdem 1870 die meisten der bis dahin vorherrschenden Holzhäuser durch einen Großbrand vernichtet worden waren.
Vom höchsten Punkt, dem Taksim-Platz im gleichnamigen Viertel Taksim, führt ein moderner Einkaufsboulevard mit Kaufhäusern und internationalen Geschäften, die İstiklâl Caddesi, zum Tünel-Platz hinunter. Sie ist seit Anfang der 1990er Jahre für den Autoverkehr gesperrt, wird aber seitdem wieder von einer historischen Straßenbahn befahren. In den Straßen um die İstiklâl Caddesi herum gibt es zahllose Fachgeschäfte, Restaurants, Imbisse, christliche Kirchen wie die Krim-Gedenkkirche, einen Basar und das Tokatlıyan-Hotel. Im traditionsreichen Pera Palace Hotel stiegen Agatha Christie, Greta Garbo, Mata Hari, Sarah Bernhardt und Mustafa Kemal Atatürk ab. Auf halber Strecke zwischen Tünel- und Taksim-Platz befindet sich der Galatasaray-Platz mit der Istanbuler Eliteschule, dem Galatasaray-Gymnasium. In unmittelbarer Nähe befinden sich das britische Konsulat und das Goethe-Institut. In einer Seitenstraße, die vom Tünel-Platz abgeht, findet man die Deutsche Schule Istanbul (Alman Lisesi).
In Beyoğlu lebten seit Beginn der genuesischen Handelskolonie traditionell die Europäer Istanbuls, ein beliebtes Wohnquartier für Europäer ist der Doğan-Apartmanı-Komplex, in dem bereits vor dem Ersten Weltkrieg zahlreiche europäische Führungskräfte in Wirtschaft und Medien lebten. Das Viertel ist – neben Ortaköy – auch Zentrum des Nachtlebens mit Kneipen, Bars, Clubs und Diskotheken. Es gibt dort zu Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Geschäftspassagen, z. B. die Markiz-Passage. Östlich der İstiklâl Caddesi befindet sich in einem ehemaligen Wohnhaus in der Dalgıç Çıkmazı Orhan Pamuks “Museum der Unschuld”, eine fiktive Dokumentation des Lebens der Protagonisten des gleichnamigen Romans anhand von Alltagsgegenständen.
Das größte Gotteshaus der Juden in der Türkei, die Neve-Schalom-Synagoge sowie das einzige jüdische Museum (türkisch Türk Musevileri Müzesi) des Landes befinden sich in Beyoğlu. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Synagoge am 25. März 1951 fertiggestellt und ihrer Bestimmung übergeben. Ältere Synagogen sind die Aschkenasische Synagoge, die Mayor-Synagoge und die Karäische Synagoge. Das Doğançay-Museum (Doğançay Müzesi), ein Museum für zeitgenössische Kunst, befindet sich am Ende der Balo Sokak, einer Querstrasse zur İstiklâl Caddesi. Das Museum für Kunst der Gegenwart, Istanbul Modern, befindet sich ebenso in Beyoğlu im Viertel Karaköy.
Das 1884 errichtete historische Bauwerk des Emek-Kinos wurde Ende Mai 2013 trotz der Proteste abgerissen. Vom Tünel-Platz führt eine der ältesten U-Bahnen der Welt hinunter zur Galatabrücke, die in die Altstadt führt. Die Tünel genannte Standseilbahn wurde 1875 eröffnet und überwindet mit zwei durch ein Stahlseil verbundenen Wagen einen Höhenunterschied von 62 m. Anfangs wurde die Bahn mithilfe einer Dampfmaschine, deren Schornstein man noch gegenüber der “Bergstation” sieht, betrieben, heute – einem Sessellift vergleichbar – elektrisch über das Rad in der Bergstation, das von dem Stahlseil umwunden wird. Die Fahrt zwischen den beiden etwa 500 m voneinander entfernten Stationen dauert nur gut eine Minute. Außerdem verkehrt auf der Istiklâl Caddesi eine historische Straßenbahn, die vom Taksim-Platz bis zur Tünel-Station fährt. Viele Stadtbusse halten ebenso am Taksim-Platz.
Im Viertel Galata, das westlich des Tünel-Platzes liegt und bis in den alten Hafen am Goldenen Horn reicht, befinden sich in enger Folge meist Großhandels-Geschäfte für neue Werkzeuge, Eisenwaren, Musikinstrumente, Elektro- und Haushaltsgeräte, Baumaterial, Fischerei- und Anglerbedarf.
Der Marshallplan, offiziell European Recovery Program (kurz ERP) genannt, war ein großes Konjunkturprogramm der Vereinigten Staaten von Amerika, das nach...