Das College of Europe (engl.) oder Collège d’Europe (franz.), inoffiziell auch niederl. Europacollege, poln. Kolegium Europejskie oder dt. Europakolleg, ist ein unabhängiges postgraduates Hochschulinstitut für europäische Studien, mit Standorten in Brügge (Belgien) und Natolin (Stadtteil von Warschau, Polen). Es wurde 1949 gegründet. Das Europakolleg gilt als “Kaderschmiede der Europäischen Union”. Der Hochschulcampus in Belgien befindet sich in der historischen Altstadt von Brügge. Der polnische Campus befindet sich in einem Naturschutzgebiet am südlichen Stadtrand von Warschau (30 min mit der Metro vom Stadtzentrum). Die Gebühren für das Studium schließen Kosten für Unterkunft und Verpflegung auf dem Campus ein; dadurch wird ein enges Zusammenleben der international zusammengesetzten Studierendengruppe erzielt. Das College of Europe in Brügge wurde 1949 gegründet und ist damit das älteste Postgraduate Institut im Bereich europäische Integration. Die Gründung geht auf den Haager Europa-Kongress der Europäischen Bewegung zurück. Der spanische Politiker Salvador de Madariaga schlug eine entsprechende Gründung vor.
Viele hochrangige Politiker, Diplomaten und Wissenschaftler haben ein Studium am Europakolleg absolviert, darunter die aktuelle Premierministerin von Dänemark Helle Thorning-Schmidt, der Ministerpräsident von Finnland Alexander Stubb und der stellvertretende Premierminister von Großbritannien Nick Clegg. Die Studenten kommen aus über 50 Ländern und werden für gewöhnlich von einer Auswahlkommission, die mit den nationalen Außenministerien zusammenarbeitet, in einem hochselektiven Auswahlverfahren ausgewählt. Arbeitssprachen am Europakolleg sind Englisch und Französisch. Das College sucht immer wieder die Nähe zur Prominenz, jedes Jahr besuchen Regierungs- und Staatschefs, Europäische Kommissare wie auch zahlreiche andere Persönlichkeiten das Europakollegg. So besuchte im November 2010 die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hochschule in Brügge. 2014 besuchte der chinesische Präsident Xi Jinping das College of Europe und hielt eine Grundsatzrede über EU-China Beziehungen.
Jährlich machen ungefähr 400 Studierende aus über 50 Nationen ihren Abschluss in den Fachbereichen Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Politik- und Verwaltungswissenschaften sowie Internationale Beziehungen und Diplomatie. Die Absolventen sind dann in den Europäischen Institutionen, Verbänden, Unternehmen und nationalen Verwaltungen, Behörden, Anwaltskanzleien und der Diplomatie tätig. Das College of Europe in Natolin wurde 1992 als Schwestercampus von Brügge gegründet und wird derzeit von rund 120 Studenten jährlich besucht. Der Campus in Natolin bietet ein breites interdisziplinäres Studium. Die “European Interdisciplinary Studies” untergliedern sich in die vier Schwerpunktbereiche European Public Affairs and Policies (Governance, Entscheidungsprozesse), European History and Civilization (Geschichte und Zivilisation Europas), The EU’s Neighbours and the European Neighbourhood Policy (Europäische Nachbarschaftspolitik) und The EU as a Global Actor (EU-Außenpolitik).
Nach Ansicht der Times ist das College of Europe “für die europäische politische Elite, was die Harvard Business School für die amerikanische Unternehmenswelt ist”. Der Spiegel schreibt, dass das Europakolleg “Europas letzte Bastion” sei. Seit einem halben Jahrhundert bilde es Europas Lenker aus. Ein Abschluss des Colleges “eröffnet Karrierechancen etwa als gut bezahlter Beamter bei der EU-Kommission, im Rat, im Europaparlament oder als Lobbyist für einen der ungezählten Verbände, für Großkanzleien oder Unternehmensvertretungen. Tausende Absolventen des 1949 gegründeten College of Europe haben vorgemacht, dass diese Rechnung aufgeht: Brüssel ist ein Tummelplatz von Brügge-Absolventen.