Themenwoche New York City – Brooklyn
Freitag, 22. Juli 2016 - 11:00 (CET/MEZ) Berlin | Author/Destination: North America / NordamerikaCategory/Kategorie: Allgemein, New York City Lesedauer: 8 Minuten Brooklyn ist einer der fünf Stadtbezirke (Boroughs) von New York City. Er liegt im Südosten der Stadt am westlichen Ende von Long Island und ist deckungsgleich mit dem Kings County. Brooklyn ist nach Manhattan bzw. dem New York County der am dichtesten besiedelte Verwaltungsbezirk der Vereinigten Staaten. 1634 von den Niederländern als Breuckelen gegründet (nach der Stadt Breukelen bei Utrecht), war er bis 1898 eine eigenständige Stadt, bis er nach New York eingemeindet wurde. Der Bezirk hat sich jedoch bis heute eine stark ausgeprägte Eigenständigkeit bewahrt. Brooklyn liegt im äußersten Westen von Long Island. Die einzige Landgrenze besteht im Nordosten zu Queens. Den westlichsten Abschnitt dieser Grenze bildet der Newtown Creek, der in den East River mündet. Auf der gegenüberliegenden Seite der Upper New York Bay befinden sich Manhattan (im Nordwesten) und Staten Island (im Westen). Die Küste Brooklyns wird durch mehrere Gewässer definiert. Die Nordküste liegt am East River, der mittlere Abschnitt an der Upper New York Bay. An diesem Teil der Küste liegt die Halbinsel Red Hook mit dem Hafenbecken Erie Basin. Der Buttermilk Channel trennt Brooklyn von Governors Island. Südwestlich davon liegt die Gowanus Bay. Die Südküste Brooklyns umfasst die direkt am Atlantik liegende Halbinsel Coney Island. Im Südosten befindet sich die Jamaica Bay mit ihren zahlreichen kleinen Inseln.
Brooklyn hat zahlreiche unterschiedlich geprägte Stadtteile, von denen sich viele aus Kleinstädten und Dörfern entwickelt haben, die bis zur niederländischen Ära im frühen 17. Jahrhundert zurückreichen. Der zentrale Stadtteil Downtown Brooklyn ist ein funktional-modernes Verwaltungsviertel sowie das drittgrößte Geschäftsviertel von New York City, nach Midtown Manhattan und Lower Manhattan. Die parallel zu der Hauptverbindungsstraße Atlantic Avenue verlaufende Fulton Street im südlichen Teil von Downtown gilt als die bekannteste Einkaufsmeile des Bezirks. Charakteristisch für die nordwestlichen Stadtteile zwischen der Brooklyn Bridge und dem Prospect Park sind die Backstein- und Sandsteinhäuser aus dem 19. Jahrhundert. Hier liegen einige der am meisten gentrifizierten und die wohlhabendsten Stadtteile Brooklyns. Dazu gehören Boerum Hill, Brooklyn Heights, Carroll Gardens, Cobble Hill, Clinton Hill, Dumbo, Fort Greene, Fulton Ferry, Park Slope, Prospect Heights, und Vinegar Hill. Die Entwicklung der historischen Stadtteile in Nordwest-Brooklyn verlief teils unterschiedlich. Brooklyn Heights etwa fungierte schon früh als Suburb und Abwanderungsareal für Manhattan. 1955 wurde der Stadtteil zum ersten Historic District New Yorks erklärt. Dumbo und das weiter südwärts gelegene Red Hook sind stark vom Niedergang der Hafenanlagen und lokalen Industriebetriebe in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Mitleidenschaft gezogen worden und partizipieren erst seit den 1990er Jahren von der Aufwertung durch hinzuziehende Künstler.
Weiter nördlich entlang des East River liegen Williamsburg und Greenpoint. Ähnlich wie bei den weiter südlich an der Upper New York Bay liegenden Hafenanrainervierteln Red Hook und Sunset Park handelt es sich dabei um traditionelle Arbeiterviertel mit einer lebendigen Kulturszene. Ursprünglich wurde Williamsburg stark von deutschen und irischen Einwanderern geprägt. Nach der Eröffnung der Williamsburg Bridge (1903) avancierte das Viertel zum dichtbesiedelsten Areal New Yorks. Bekannt war Williamsburg unter anderem durch seine zahlreichen Brauereien und Gastronomiebetriebe. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Stadtteil teilweise zum Problemviertel. Mittlerweile gilt es als feierfreudige Partymeile mit der dazugehörigen Performance- und Spaßkultur. Reiseführer konstatieren allerdings, dass sich Williamsburg trotz der mit der Gentrifizierung einhergehenden Aufwertungsprozesse seinen rau-rustikalen Charme erhalten habe. Das nördlich an der Bezirksgrenze zu Queens gelegene Greenpoint gilt als kleine Schwester von Williamsburg. Ursprünglich dominierten polnische Einwanderer das Viertel. Seit den 1990er Jahren erfolgte ein verstärkter Zuzug von lateinamerikanischen Einwanderern. Ähnliches gilt für Bushwick, ein südöstlich an Williamsburg anschließendes und ebenfalls an Queens angrenzendes Viertel. Bushwick gilt als weiterer Gentrifizierungskandidat. Die lateinamerikanische Community des Stadtteils ist eine der größten in New York. Ein weiteres Merkmal des Viertels ist die alternative Gegenkultur, die sich dort zunehmend etabliert.
Die östlichen Stadtteile Brooklyns gelten allgemein als soziale und sicherheitstechnische Problemzonen. Große Teile werden von Trabantensiedlungen für sozial Schwache, sogenannte Projects, geprägt. Besonders gilt dies für East New York, gelegen an der Jamaica Bay direkt an der Bezirksgrenze zu Queens. Von der Flächenausdehnung her ist East New York der größte Stadtteil Brooklyns. Sozial ist er stark von Perspektivlosigkeit, Armut und Kriminalität geprägt, demografisch gesehen Auffangbecken für sozial schwache Afroamerikaner sowie migrantische Zuzügler aus Lateinamerika und der Karibik. In Sachen Sicherheit wird East New York regelmäßig als No-Go-Area klassifiziert mit hohen Werten in den Bereichen Gang-Präsenz, Kriminalität und Mordrate. Ein ähnliches Bild bieten der westlich von East New York gelegene Stadtteil Brownsville sowie das südlich an der Jamaica Bay anschließende Viertel Canarsie.
Ein herausragendes Merkmal von Brooklyn sind die unterschiedlichen, sich jeweils in bestimmten Stadtteilen konzentrierenden ethnischen Communities. Einerseits prägt die multikulturell zusammengesetzte Einwohnerschaft stark das Image von Brooklyn. Reiseführer charakterisieren das Zusammenleben seiner Einwohner allgemein als entspannt und normal – im Gegensatz zu der Hektik und Überspanntheit Manhattans. Allerdings wird die Rolle Brooklyns als herausragender Melting Pot von New York City durchaus auch kritisch gesehen. Das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem ethnischen Hintergrund sei in der Praxis eher ein Nebeneinanderherleben. Zusammentreffen fände eher punktuell statt – beispielsweise anlässlich von Straßenfesten oder ähnlichen Zusammenkünften. Verschärfend bemerkbar mache sich zudem die ungleiche Einkommensverteilung zwischen Weißen und Nicht-Weißen. Kontrovers gewertet wird insbesondere der von den nordwestlichen Viertel ausgehende und seit der Jahrtausendwende auf angrenzende Neightbourhoods übergreifende Gentrifizierungs- und Aufwertungsprozess.
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