Ankara (früher Angora, Namensgeberin für die gleichnamige Wolle) ist seit 1923 die Hauptstadt der Türkei und der gleichnamigen Provinz Ankara. Die Stadt hat 4.431.719 Einwohner (2010) und ist damit nach Istanbul die zweitgrößte Stadt des Landes. Am 23. April 1920, also zu Beginn des türkischen Befreiungskampfes gegen die Besatzungstruppen der Briten, Griechen, Franzosen, Italiener und Armenier, wurde hier das neue Parlament eröffnet. Das alte osmanische Parlament stand unter dem Druck der britischen Besatzung, und viele seiner Mitglieder wurden nach seiner Auflösung durch die Briten inhaftiert und nach Malta deportiert. Als die griechischen Besatzungstruppen 1921 bis nach Polatlı ca. 60 km vor Ankara vordrangen und dadurch der noch im Aufbau befindliche türkische Nationalstaat bedroht war, überlegte das Parlament sogar nach Kayseri, etwa 300 km südöstlich von Ankara, umzuziehen.
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang des Osmanischen Reichs wurde Ankara durch ein Gesetz vom 13. Oktober 1923 von den Republikanern und Befreiungskämpfern unter Kemal Atatürk wegen seiner Lage in Zentralanatolien und in bewusster Abgrenzung zur osmanischen Hauptstadt İstanbul im Vorfeld der Ausrufung der Republik zur Hauptstadt erklärt. Am 28. März 1930 erhielt die Hauptstadt anstelle der in der lateinischen Schrift bis dahin üblichen neugriechischen Namensform Angora die offizielle Bezeichnung Ankara. Diese Schreibweise war im Osmanisch-Türkischen seit dem 19. Jahrhundert in amtlichem Gebrauch. Der Name hat sich aus griechisch Ankyra über arabisch Anḳira und Anḳuriyya zu türkisch Engüriye, Engürü und schließlich Ankara entwickelt. Im Jahre 2009 wurde die Stadt für ihre herausragenden Bemühungen um die europäische Integration mit dem Europapreis ausgezeichnet.
Ankara ist nicht nur das Verwaltungszentrum der Türkei, sondern gilt neben Istanbul und Izmir auch als eines der größten Wirtschaftszentren des Landes. Von Bedeutung ist die Rüstungsindustrie, wie die TUSAS Turkish Aerospace Industries, die ASELSAN (Militärtechnik) oder die MKE Munitions- und Waffenindustrie, die Roketsan oder Havelsan. Des Weiteren existieren eine große MAN Autobusfabrik in der Nähe des Flughafens, ein Traktorenwerk, ein Baumaschinenhersteller (Hidromek), sowie Betriebe der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, während die ehemals so bedeutende Ziegen- und Wollhaarverarbeitung bedeutungslos geworden ist. Die Industriebetriebe konzentrieren sich größtenteils im Westen der Stadt.
Die verwinkelten, engen Gassen der Altstadt winden sich um einen steilen, von der Zitadelle gekrönten Felskegel. Südlich der Altstadt und des alten Stadtzentrums Ulus erstreckt sich die moderne Neustadt mit den neuen Zentren Kızılay und Kavaklıdere, deren Kennzeichen breite Boulevards, zahlreiche Regierungsgebäude und Botschaften sowie moderne Wohnviertel sind. Insbesondere im westlichen Teil der Stadt entstehen Neubausiedlungen, um dem wachsenden Bedarf an Wohnfläche zu entsprechen. Trotz dieser Anstrengungen gibt es noch sehr viele Marginalsiedlungen (Gecekondu). Die heutigen Strukturen erhielt Ankara im Wesentlichen durch den deutschen Städtebauer Hermann Jansen, dessen Planungen Ende der 1920er Jahren umgesetzt wurden. In den letzten 15 Jahren wurde die Braunkohle als Heizmittel weitgehend vom umweltfreundlicheren Erdgas ersetzt. Dennoch nimmt aufgrund des stetigen Bevölkerungswachstums die Luftverschmutzung in Ankara stark zu, die alten Busse, Autos und das Fehlen einer umweltfreundlicheren Alternative tragen wesentlich dazu bei.